HORIZONT ist eine Initiative für wohnungslose Mütter mit ihren Kindern in München. Der Name steht für das Ziel, den Betroffenen echte Lebensperspektiven zu geben. Die Schauspielerin Jutta Speidel gründete den gemeinnützigen Verein 1997, um die Frauen und Kinder aus dem Schattendasein herauszuholen und ihnen effektiv zu helfen. HORIZONT setzt sich somit seit fast 25 Jahren für Menschen ohne Zuhause ein.München geht es so gut wie kaum einer anderen deutschen Stadt. Trotzdem hat die Zahl wohnungsloser Menschen auch hier dramatisch zugenommen. Im Jahr 2020 waren laut Sozialreferat München fast 9.000 Bürger ohne feste Bleibe – darunter mehr als 1.700 Kinder. Hauptursache ist der Mangel an bezahlbarem Wohnraum, oftmals sind es aber schwere persönliche Schicksale, die zu Wohnungslosigkeit führen.

Schauspielerin Jutta Speidel (rechts außen) mit Familie

HORIZONT kümmert sich bewusst um wohnungslose Mütter und Kinder, die in besonderer Weise leiden, weil sie fast immer häusliche Gewalt erfahren haben. Im HORIZONT-Schutzhaus finden betroffene Frauen mit ihren Kindern in 24 Wohnungen ein Zuhause auf Zeit. Für akute Notfälle stehen zwei Notzimmer bereit. Rund um die Uhr ist ein Fachteam vor Ort, das umfangreiche Hilfe leistet. Mit dieser Betreuung werden die kleinen Familien dabei unterstützt, Traumata zu verarbeiten, Selbstsicherheit zu bekommen und das Leben bald wieder selbst in Hand nehmen zu können.
 
Seit Sommer 2018 ergänzt ein zweites Projekt das Konzept des Schutzhauses: Im HORIZONT-Haus Domagkpark stehen 48 dauerhafte, bezahlbare Wohnungen für Mütter und Kinder aus dem geschützten HORIZONT-Haus, aber auch für weitere Familien zur Verfügung. Zudem gibt es hier eine Einrichtung, die Bildung, Kultur und ein soziales Miteinander fördert – sie steht allen Bewohnerinnen und Nachbarinnen aus dem Stadtviertel offen. 

Wie HORIZONT das Leben wohnungsloser Mütter positiv verändern kann, zeigt das Beispiel von Marina: Marina kam vor acht Jahren nach Deutschland. Ihre Ehe mit einer kleinen Tochter lief bis zum Jahr 2018 eigentlich gut. Dann passierten immer häufiger emotionale Misshandlungen und extreme Auseinandersetzungen durch ihren Ehemann. Bald wurde die Situation für Marina und das Kind unerträglich, doch die Hoffnung blieb, dass sich der Mann ändern könnte. Als sie keinen Ausweg mehr sah, vertraute sich Marina der einzigen Verwandten an, die sie in München hat. So war der schwere Entschluss möglich, sich von ihrem Mann zu trennen.

Das HORIZONT-Schutzhaus wurde anschließend zum Zufluchtsort für Marina und ihre kleine Tochter. Anfangs waren nur Angst und Distanz bei ihr zu spüren, Marina vermied jeglichen Kontakt zu den anderen Bewohnerinnen, Gespräche mit der Bezugspädagogin gestalteten sich äußerst schwierig. Marina brauchte viel Unterstützung, z.B. mit verschiedenen Ämtern, außerdem sprach sie kaum Deutsch. Nach einigen Wochen konnte aus der rein bürokratischen Hilfe aber die wichtige psychosoziale Beratung entstehen.

Nun, nach mehr als sechs Monaten, beobachtet das Team eine sehr positive Entwicklung. Marina lässt Nähe zu ihrer Bezugspädagogin und auch ihren Nachbarinnen im Schutzhaus zu. Ihre Tochter fühlt sich sehr wohl in dem sicheren Zuhause.
Jetzt hat sich die Mutter ein schönes Ziel gesetzt: Endlich ihre Sprachkenntnisse verbessern! Die Übungsstunden als Vorbereitung auf ihren ersten Deutschkurs hat sie bereits hinter sich. Das HORIZONT-Team geht davon aus, dass die Familie in naher Zukunft selbstständig leben und in eine dauerhafte Sozialwohnung umziehen kann, wenn sich hoffentlich eine findet.

„Wir danken CAIROS ganz herzlich für die wertvolle Unterstützung. Damit ermöglichen Sie traumatisierten Müttern und Kindern, die ihr Zuhause verloren haben, Mut zu fassen und noch mal von vorne anzufangen.“
Jutta Speidel, Gründerin und erste Vorsitzende von HORIZONT e.V.